Arno Rink

24.09. – 30.12.2010

Arbeiten auf Papier

Arno Rink zur Handzeichnung:
»Wenn ich diesen Begriff auf meine Blätter anwende, ist er zunächst irritierend; Zeichnung ja – aber warum Handzeichnung, ich sage ja auch nicht Handmalerei. Ich stelle mir eine Hand vor, eine Hand nur, die zeichnet. Ihr fehlt in diesem Moment der gesamte gespeicherte Erfahrungsschatz der abgetrennten fehlenden Psyche, des Kopfes, des Bauches – eine Hand ganz auf sich gestellt erlebt die Welt ohne Routine, Perfektion,­ ohne große Zeitinvestition. Die Hand mit dem Stift oder dem Pinsel greift zu und setzt ein Zeichen.­ Es wäre schön für mich, könnte ich so meine Hand wie einen Spähtrupp auf Erkundung schicken, unabhängig ständig Form - Material aus der Welt hereinschleppend in den Bereich des großen Ernstes, des Heiligtums, der Malerei. Die Hand erfährt Formen; das kommt sicherlich im alten Sinne von er-fahren, eine Landschaft er-fahren. Ich arbeite jedes Bild, jede Zeichnung aus der Vorstellung; die Handzeichnung hat keine vorbereitende Hilfsfunktion mehr, sie ist selbstständiger Bestandteil meiner Arbeit. Es lässt sich natürlich durch die funktionelle Notwendigkeit der Anbindung der Hand an die Gesamtheit des Körpers nicht verhindern, dass alle Erfahrungen auch ihr, im zeichnerischem Sinne zur Verfügung stehen, zum Guten wie zum Bösen.«

Arno Rinks Schaffen ist geprägt von handwerklicher Präzision und gedanklicher Tiefenschärfe. Die suggestive Kraft seiner Arbeiten wirkt augenblicklich. Ein unergründlich scheinendes Figurenarsenal bevölkert die Bildflächen. Verbindungen schwingen im Raum, harren ihrer Enträtselung. Dieses Welttheater umfasst alle Spielarten von Leidenschaft und allem darüber hinaus, was das menschliche Dasein ausmacht. Es sind Spiegelungen von Motiven und Themen, die nicht nur eine Deutung zulassen. Das Zusammenspiel von Zärtlichkeit und Gewalt, Verführung und Versuchung sind ebenso Gegenstand in seiner künstlerischen Auseinandersetzung wie der Schwebezustand zwischen Ekstase und Lethargie. Indem Arno Rink die oft tief emotionalen Zustände seiner Personage kritisch hinterfragt, bestimmt er mittels unverwechselbarer Bildsprache die eigene Positionierung zum Geschehen. Anlässlich des 70. Geburtstages des Leipziger Malers und Grafikers Arno Rink zeigt die Kunsthalle „Arbeiten auf Papier“. Mit diesem Einblick in das zeichnerische Oeuvre wird der Künstler Arno Rink gewürdigt und seine Bedeutung für Leipzig als Stadt der Künste unterstrichen.

Zur Ausstellung wird ein umfassender Katalog zum Lebenswerk Arno Rinks angeboten.